Luzern: Luzerns wilde Seiten an Abendveranstaltung mit Umweltorganisationen

11.05.2018, Sandra Gloor
Eine Veranstaltung auf dem Kulturhof Hinter Musegg zeigte auf, welche Tiere in der Stadt leben und wie man solchen Tieren auf die Spur kommt. Jeder kann mithelfen, die in Luzern vorkommenden Tiere zu erfassen und deren Lebensraum zu schützen.

«Luzern grünt» von der Stadt Luzern hat am 1. Mai das Projekt «StadtWildTiere» lanciert. Die Luzerner Umweltorganisationen WWF, BildLife und Pro Natura haben am Dienstag zu einem Vortrag und Abendspaziergang eingeladen, um die in der Stadt vorkommenden Wildtiere besser kennen zu lernen. Das zahlreich erschienene Publium genoss einen spannenden Abend mit einigen Überraschungen bei herrlichem Vorsommerwetter.

Warm, trocken und vielfältig

Sandra Gloor ist Biologin des Büros Swild aus Zürich und hat das Projekt StadtWildTiere von der ersten Stunde her mitentwickelt. Das Citizen-Science-Projekt bezieht die Bevölkerung ins Kennenlernen und Schützen von städtischen Wildtieren und Pflanzen mit ein. In einem Referat zeigte sie auf, wie dynamisch sich die Städte weltweit entwickeln. Seit etwa einem Jahrzehnt leben mehr Personen in Städten als im ländlichen Raum. Städte werden damit auch für die Natur als Nischen-reiche Ersatzlebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten immer wichtiger. So dienen Hausmauern als Felsen für brütende Vögel, Brücken als Höhlen für Fledermäuse oder Hecken und Bäume in Pärken, Gärten oder gar Dächer als Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten. Städte sind wärmer und trockener als ihre Umgebung und beherbergen deshalb auch Arten, die im Umland nicht gedeihen könnten. So sind zum Beispiel Feigenbäume in Luzern keine Seltenheit. Sandra Gloor zeigte mit einem Blick auf die Meldeplattform luzern.stadtwildtiere.ch, was seit dem Start des Projekts in Luzern von Privatpersonen bereits entdeckt und gemeldet wurde: Ein Biber entschwindet unweit der Reussinsel ins Wasser, ein Reh schaut im Friedhof Friedental verdutzt in die Kamera, ein Igelmännchen macht dem anderen das Futter streitig.

Die Stadt Luzern ist wilder als man denkt

Was sich schon in einer knappen Stunde in der Stadt entdecken lässt, zeigte Biologe und Stadtrat Adrian Borgula dem Publikum anschliessend an das Referat auf eindrückliche Art und Weise. Er ist ein Kenner der Vogelarten in der Museggmauer und eröffnte dem Publikum als Erstes eine Blick auf Turmdohlen beim Nestbau. Die städtische Turmdohlen-Population in Luzern ist schweizweit einzigartig. Auch die Gänsesäger fühlen sich in der Museggmauer ausserordentlich wohl. Im Zyt- und Pulverturm brüten Gänsesäger mit zunehmendem Erfolg, auch dank dem Engagement der Ornithologischen Gesellschaft der Stadt Luzern. Mittlerweile sind es 27 Brutpaare, die ihre Jungen im Mai auf teils abenteuerlichen Wegen und in mehreren halsbrecherischen Sprüngen hinunter zur Reuss führen, wo die geschickten Fischjäger dann ihren eigentlichen Lebensraum beziehen. Auch die überwiegend in wärmeren Gefilden lebenden Alpen- und Mauersegler flogen den Mauern entlang und jagten Insekten. Hätte man sich in der untergehenden Sonne an die Museggmauer gelehnt und wäre still verharrt, hätte man mit Bestimmtheit noch die eine oder andere Überraschung durch Wildtiere erlebt. Die Stadt Luzern ist nicht nur reich an Geschichte und Kultur, auch ihre Natur gilt es zu entdecken und zu fördern.

11. Mai 2018
Medienmitteilung des WWF Luzern, Kurt Eichenberger